Dieser Blog widmet sich dem Bruttoinlandsprodukt und Trumps daraus resultierender Zollwahnsinn
Im Wirtschaftsunterricht in der Schule haben wir im Zuge der Volkswirtschaftslehre das Bruttoinlandsprodukt angeschaut. Das Bruttoinlandsprodukt – kurz BIP – misst die Wirtschaftsleistung eines Landes. Dafür setzt man es oft in Relation zu den Anzahl Einwohnern des Landes, um das BIP pro Kopf zu erhalten. Das BIP pro Kopf ist dabei meist die wichtigste Kennzahl für die Bewertung des Wohlstandes und der wirtschaftlichen Stärke eines Landes. Zurzeit ist das Land mit dem höchsten BIP pro Kopf Luxemburg gefolgt von Irland und der Schweiz. Um das Wirtschaftswachstum eines Landes zu messen, vergleicht man oft das BIP mit dem des letzten Jahres. Dabei ist es wichtig, dass man die Inflation mit einbezieht, weil man sonst Wirtschaftswachstum mit Inflation verwechselt und falsche Aussagen über die wirtschaftliche Situation des Landes trifft. Das Inflationsbereinigte BIP wird auch reales BIP genannt, das nicht bereinigte nominales BIP. Doch wie lässt sich das BIP ermitteln? Für die Berechnung des BIPs gibt es drei Ansätze, die Ermittlung auf der Entstehungsseite, die Ermittlung auf der Verwendungsseite oder die Ermittlung auf der Verteilungsseite.
Berechnet man das BIP auf der Entstehungsseite, Summiert man die gesamte Wertschöpfung welche Unternehmen im Land produzieren. Unter Wertschöpfung versteht man den Mehrwert welches ein Unternehmen generiert, wenn also zum Beispiel ein Schreiner Holz kauft und aus diesem Holz einen Tisch macht, ist die Wertschöpfung die Differenz des Preises für das Rohmaterial und des Preises für den neuen Tisch.
Berechnet man das BIP auf der Verteilungsseite, summiert man alle Gelder, welche im Land verteilt werden, also vor Allem Löhne, Gewinne und Abschreibungen.
Die Berechnung des BIPs auf der Verwendungsseite ist die Methode, die wohl am meisten benutzt wird. Dabei addiert man den privaten wie auch den staatlichen Konsum mit Investitionsausgaben sowie den Nettoexporten, also der Differenz von Exporten und Importen. Hier mal eine Beispielrechnung für die Berechnung des nominalen BIPs auf der Verwendungsseite. Die Zahlen sind die des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO und stammen aus dem Jahr 2024:
Das BIP der Schweiz lag im Jahr 2024 also bei etwa 824.6 Milliarden Franken. Will man jetzt das BIP pro Kopf berechnen müsste man diese Zahl noch durch die Anzahl Einwohner der Schweiz rechnen, man bekäme also 91'125 Franken.
Dass das BIP so wichtig ist, wenn es um die Wirtschaft des Landes geht, sieht man in der Politik immer wieder, nicht zuletzt auch bei den Zöllen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Denn Trump hat bei seiner Zollstrategie das BIP auf der Verwendungsseite im Kopf. Ihn stört es, dass die USA mehr importieren als exportieren und daher, dass die Nettoexporte ins Minus geraten und das BIP kleiner ist. Nach dieser Erkenntnis schien er in der Geschichte der USA nach einer Lösung gesucht zu haben und stiess auf Hoovers Smoot-Hawley Tariff-Act.
1930 beschloss der damalige Präsident der USA, Herbert Hoover, Zölle einzuführen. Diese Zölle sollten die damalige Great-Depression, eine enorme Rezession aufgrund von zu hohen Spekulationen am Aktienmarkt, stoppen und die amerikanische Wirtschaft stärken. Doch das Einzige, was dieser Tariff-Act wirklich bewirkte, war ein Handelskrieg zwischen den USA und anderen Ländern, welcher den globalen Handel um 66 Prozent sinken liess und zu einer noch stärkeren Rezession führte. Die Republikanische Partei Hoovers verlor in Folge etwa 150 Sitze im Parlament. Heute sind sich viele Ökonomen einig, dass der Act die Rezession nur verschlimmerte, doch Trump scheint einer anderen Meinung zu sein, in Presse-Konferenzen betont er, dass der Tariff-Act die Great-Depression gestoppt hätte, hätte man ihn nicht ein paar Jahre danach abgeschafft.
Dass Trump nicht einsehen mag, dass die Zölle 1930 einen schlechten wirtschaftlichen Einfluss hatten, ist zwar schon problematisch. Noch viel problematischer wird es, wenn man bedenkt, dass 1930 der globale Handel noch nicht so wichtig war wie heute. Damals trugen Exporte nur etwa 5 Prozent zum BIP der USA bei. 2023 waren es schon 11 Prozent. Der Handel ist für das BIP der USA heute also weitaus wichtiger als 1930. Zudem ist der Zollanstieg in Trumps Politik um einiges höher, so will Trump die Zölle im Durchschnitt um 22 Prozent erhöhen, während Hoover sie damals um etwa 5 Prozent erhöhte. Das Ausmass der Zollpolitik nimmt also viel grösseren Massstab an als die Hoovers. Und das BIP würde sich wahrscheinlich auch nicht erhöhen. Denn die Anzahl Importe zu senken und auf Rohstoffe aus den USA zu setzen ist schwierig und benötigt viel Zeit, zudem sind Rohstoffe aus den USA oft immer noch teurer als verzollte Rohstoffe aus China. So lässt sich annehmen, dass die Importe etwa gleich bleiben und die USA vor allem weniger konsumieren wird. Da die Preiserhöhungen der Zölle oft die Konsumenten im Land treffen. Ein geringerer Konsum fördert das BIP nicht, im Gegenteil er lässt das BIP sinken.
Im Ganzen lässt sich erkennen, dass Trump womöglich das BIP zu kurz betrachtet hat und voreilig einen Schluss zog. Das BIP ist um einiges komplexer als es vorerst aussieht, und Zölle sind nicht das beste Mittel, es wachsen zu lassen. Der Blick zurück auf Hoover hätte Trump die immensen Auswirkungen einer Zollpolitik zeigen sollen, doch Trump zieht auch die falschen Schlüsse aus der Geschichte. Somit ist die einzige Methode, um Trump zu warnen, ihn machen zu lassen und ihm die direkten Auswirkungen auf den Aktienmarkt zu zeigen. Diese Sprache versteht er meist am besten.